Frankens Motorradfahrer sind eigentlich gesegnet. Fränkische und Hersbrucker Schweiz, Fränkisches Seenland, Rangau, u.s.w. alles beste Moppedreviere mit hohem Freizeitwert. Allerdings haben diesen Freizeitwert auch andere entdeckt, Wohnmobilfahrer, Wanderer, Fahrradfahrer. Nicht dass ich etwas gegen diese Klientel hätte, aber sie stehen oft im Weg rum.
Deshalb flieht der fränkische Motorradfahrer gerne in die Alpen, den Scjhwarzwald, Vogesen, Odenwald, Eifel, etc. und überlässt die „Fränkische“ oft Moppedfahrern aus andern Bundesländern. Die meisten der interessanten Reviere benötigen einen ganzen Tag für An- und Abreise. Man muss sich dann schon mindestens 4-5 Tage Zeit nehmen, um beispielsweise die Vogesen richtig zu erfahren.
Deshalb hab ich mir gesagt, schaust Dir mal die nördlichen Nachbarn an, Thüringen und Sachsen. Im speziellen das Erzgebirge, Thüringer Schiefergebirge, Thüringer Wald, oberes Saaletal. Auf der Karte (ich fahr noch nach Papier und nicht nach Elektronik) sieht die Gegend nördlich von Franken durchaus interessant aus. Allerdings musste ich meine Powerkarten Mittel- und Westdeutschland durch die Box Nord- und Ostdeutschland ergänzen. Geplant hatte ich das verlängerte Wochenende nach dem 1.Mai – passendes Wetter vorausgesetzt. Zwei Freunden hatte ich ebenfalls davon erzählt und sie animiert, mitzufahren. Leider waren die Wetterprognosen nicht so toll – die Freunde zogen es vor Alternativprogramme zu unternehmen – und so stand der Plan auf der Kippe. Aber nicht mit mir. Bin doch kein Weichei, das bisschen Regen.
Schließlich machte ich mich am 1.Mai auf den Weg – bei nasskaltem Wetter, allerdings noch kein Regen. Die B2 hoch, ab Creussen nach rechts ab Richtung Selb und dann an der Tschechischen Grenze entlang nach Posseck. Hier überfährt man dann auch die Landesgrenze und man befindet sich im Vogtland.
Im Markneukirchen, einer Instrumentenbauerstadt, fiel mir eine perfekt restaurierte Jugendstilvilla auf. Insgesamt zeigte sich die kleine Stadt in hervorragendem Zustand. Schöne alte gut restaurierte Häuser – ein Eindruck, der sich auch in den andern von mir besuchten Städten wiederholt. Allerdings gibt es auch wunderschöne Häuser in bedenkenswertem Zustand. Hier müsste noch viel mehr investiert werden, aber wer solls tun und wer soll dann anschließend die Gebäude nutzen. Denn auch das ist mir auf meiner Tour aufgefallen – deutlich weniger Leben auf den Straßen als bei uns – und das nicht nur als Motorradfahrer auf der Landstraße, sondern auch in den Ortschaften. Freilich sehen auch einige fränkische Dörfer am Sonntagnachmittag aus, als ob vor kurzem eine Neutronenbombe explodiert wäre, aber der Gesamteindruck ist schon ein anderer.
Weiter nach Klingenthal und von dort das erste Mal von der Hauptstrecke – die durchaus auch für uns Moppedfahrer seinen Reit besitzt – am Skistadion vorbei zum Muldenberger Stausee. Über Hammerbrücke wieder zurück auf die B283 – Traumstrecke. Der nächste Ort Morgenröthe-Rautenkranz bot eine kleine Attraktion – ein Raumfahrtmuseum. Nun frägt man sich: „Was tur ein Raumfahrtmuseum mitten im Erzgebirge?“ Der Ort mit dem ulkigen Doppelnamen ist der Geburtsort von Sigmund Jähn – Für alle Wessis: unserem ersten Kosmonauten, d.h. erster Deutscher im All.
Ich verfolgte die gepunktete Linie auf meiner Motorradkarte und wurde auch nicht enttäuscht. Der Weg über Johanngeorgenstadt nach Oberwiesenthal ist traumhaft. In Johanngeorgenstadt war ich über Wohnblöcke in einem Ausmaß überrascht, die für den kleinen Erzgebirgeort deutlich überdimensioniert erschienen. Wer wohnt da? Vielmehr dem ersten Anschein nach, wer wohnte da? In diesem Ort war die Grube Wismut, wo man in vergangenen Zeiten Uranerz abgebaut hatte.
In Oberwiesenthal dann schon wieder ein Skistadion angesehen, ab jetzt regnete es. Bei knapp 1000m ü. NN waren es gerade mal 4°C bei gefühltem Schneefall. Schnell weg. Mein Ziel war ja eigentlich Zschopau, aber als ich mir in Annaberg-Buchholz auf dem Handy den Niederschlagradar angesehen hatte, entschied ich mich für Richtung Westen.
Über Schwarzenberg, Schönheide, Auerbach nach Plauen. Auch das über durchaus schöne Strecken, allerdings samt und sonders nass und etwas dichter besiedelt als an der Tschechischen Grenze, was ja auch nicht verwundert.
Plauen ist nicht gerade eine Touristenhochburg. Ehemalige Textilstadt hat sie das Sterben der deutschen Textilindustrie genauso mitgemacht, wie die anderen Städte mit einer vergleichbaren Industriestruktur. Zum Übernachten war‘s gut.
Am nächsten Morgen wollte ich nach Schleiz und das obere Saaletal erkunden. Kaum aus Plauen draußen, fing es wieder an zu regnen – und hörte nicht mehr auf. Deshalb über Rudolstadt nach Weimar. Dort erst mal in ein Museum zum Aufwärmen und Trocknen. Weimar hat natürlich seine Sehenswürdigkeiten und ist entsprechend gepflegt. Außer Goethe und Schiller zeigte ich mehr Interesse für das Bauhaus, das ja ursprünglich in Weimar gegründet wurde und wo heute auch die Bauhaus-Universität ist. Ein Museum und typische Stilelemente, wie Straßenlaternen oder eine Uhr mit meteorologischer Station, zeigten den typischen Stil.
Endlich trocken! Früh am nächsten Tag machte ich mich auf um den Thüringer Wald zu erkunden. Zuerst allerdings noch ein kurzes Stück nach Osten um dann nach Süden auf die B87 nach Bad Berka zu schwenken. Was war denn das? Eine Bundestraße und dann nur einspurig? Der Blick auf eine andere Karte bestätigte später, dass man an diesem kurzen Stück der Straße die Auszeichnung Bundesstraße verweigert – mit Recht! Auch im weiteren Verlauf gibt die B87 dem Motorradfahrer alles, was er braucht.
Über Arnstadt Richtung Eisenach auf der B88. Auch wenn diese am Samstag Morgen schon relativ dicht befahren war, war sie trotzdem die bessere Wahl als auf Seitenstraßen durch den Wald. Noch war es einstellig kalt und bedeckt, wodurch die Seitenstraßen noch leicht feucht waren.
Eisenach, die Lutherstadt hat sich auch richtig herausgeputzt. Wie Weimar auch Touristenziel hat man genug Investoren um die Häuser und Straßen auf Vordermann zu bringen. Die Wartburg hatte ich mir gespart, da die Zufahrt gesperrt war und die Aussicht auf einen halbstündigen Aufstieg lieber die Option auf einen Cappuccino in der belebten Fußgängerzone ziehen.
Wieder auf der Strecke wollte ich jetzt in den Wald. Mittlerweile schien die Sonne, es herrschten zweistellige, wenn auch sehr niedrige, Temperaturen. Die B19 nach Süden und dann links abgebogen nach Ruhla – Der erste Kontakt mit dem Rennsteig.
Jetzt folgte der beste Abschnitt der Tour. Die Straße erinnerte mich sehr an die Route de Creté in den Vogesen. Allerdings hat mir die Euphorie etwas die Konzentration genommen. Eine nicht näher beschilderte Hundekurve gleich nach einer Kuppe hat mich überrascht. Die Schneise im Wald, die mich eine geradere Straßenführung nach der Kuppe erwarten ließ, war allerdings nur durch einen Waldweg begründet. Letztlich entschied ich mich auch für den Waldweg, denn die Kurve hätte ich wahrscheinlich nicht gepackt. Der Waldweg entpuppte sich Schlammloch mit nassen Grasstücken dazwischen. Die Norge ist nicht wirklich geländetauglich ABS hilft auch nicht, im Gegenteil und so bremste ich letztlich auf der linken Seite. Gottseidank ist nur Plastik kaputt – das allerdings nach neuesten Informationen meines Guzzidealers über 700€ kosten wird.
Sei’s drum, es ist nur Plastik gebrochen, und keine Knochen. Die Ablage im Schlammloch haben den äußeren Eindruck der Norge nicht unbedingt verbessert. Ich sah auch aus wie Sau, deshalb ab nach Schmalkalden und dort unter einen Dampfstrahler. Im Baumarkt etwas schwarzes Tape und weiter konnte es gehen.
Oberhof war mein nächstes Ziel. Damit habe ich bereits das 3. Bedeutende Wintersportzentrum auf meiner Tour gesehen. Hier war die Schanze – alles sehr imposante Bauten und ich wollte nicht um alles in der Welt da runter – im Bau. Die Landschaft erinnert sehr an die Voralpen und schließlich befindet man sich hier auf ca. 1000m ü. NN. Schmöcke heißt der Pass, der mich zwischen Ilmenau und Suhl nach Neustadt am Rennsteig führte. Weiter nach Süden bis Masserberg und dann links ab durchs Schwarzatal. Alleine diese Strecke hat alle Strapazen bislang gerechtfertigt. Am späten Nachmittag war ich dann in Saalfeld, meiner dritten Übernachtungsstation. Wieder das (erst-)beste Hotel am Marktplatz gewählt, umgezogen und die Stadt erkunden. Samstag Abend 18:00Uhr in Saalfeld – ich war ALLEIN auf der Straße. Gut hie und da sah man einen Einheimischen, aber sonst die Gehsteige hochgeklappt. An sich ein schönes kleines Städtchen, das einen Besuch lohnt, aber wo sind die Menschen? Alle zu Hause, Sportschau gucken?
Zum Glück hatte ich was zum Lesen dabei. Man kann alleine Moppedfahren, alleine Städte anschauen, aber Abends beim Essen und Bierchen ist Ansprache durch nichts zu ersetzen.
Am Sonntag früh – ohne Gesellschaft geht man bald ins Bett und steht entsprechend bald wieder auf – konnte ich nun endlich die Saale erkunden. Wirklich malerische Landschaften durch die mehrfach aufgestaute Saale, die sich trotzdem noch durch die Mittelgebirgslandschaft schlängelt, und entsprechend schöne Straßen – ein Traum. Bei Altenroth mit der Fähre übergesetzt. Hier übrigends mal ein Plädoyer für alle Spontan- und Kartenfahrer. Diese schöne Fähre mit der tollen Abfahrt und dem herrlichen Panorama hätte ich bei vorheriger Programmierung der Tour sicher nicht gewählt und hätte echt was verpasst.
Über Ziegenrück und Saalburg ging‘s weiter Richtung Süden und auch langsam wieder Richtung Heimat.
In Blankenstein eine Überraschung, hier beginnt der Rennsteig!? Ich dachte das wäre im Thüringer Wald. Interessierte können gerne Googlen, beim Rennsteig einer sehr historischen Bezeichnung handelt es sich um einen Wanderweg von Blankenstein an der Saale bis Hörschel an der Werra – 168km. Ein Stück zum Laufe, ich nehm lieber die Guzzi.
Über Bad Steben – plötzlich wieder in Franken – ging‘s weiter Richtung Süden, die Heimat rief. Schon befand ich mich wieder in bekannten Gefilden. Bei Stadtsteinach noch einen historischen Dampfzug gesehen, der in Richtung Neuenmarkt unterwegs war. Ahorntal, Wisenttal, ja Franken ist auch sehr schön und genial zum Moppedfahren, allerdings eben bekannt.
Thüringen und im speziellen sein Wald und die Saale haben mich sicher nicht das letzte Mal gesehen. Es muss nicht wieder die Tour übers Erzgebirge werden, ein Ziel, dass sich alleine schon lohnt. Aber Samstag früh nach Norden, in 2 ½ Stunden ist man an der Saale (ohne Autobahn) – Den Rest des Tages schön rumgurken, irgendwo ein Quartier und am Sonntag über entsprechende Umwege wieder heim.
Jetzt weiß ich ja, wo Thüringen liegt.
Am nächsten Morgen wollte ich nach Schleiz und das obere Saaletal erkunden. Kaum aus Plauen draußen, fing es wieder an zu regnen – und hörte nicht mehr auf. Deshalb über Rudolstadt nach Weimar. Dort erst mal in ein Museum zum Aufwärmen und Trocknen. Weimar hat natürlich seine Sehenswürdigkeiten und ist entsprechend gepflegt. Außer Goethe und Schiller zeigte ich mehr Interesse für das Bauhaus, das ja ursprünglich in Weimar gegründet wurde und wo heute auch die Bauhaus-Universität ist. Ein Museum und typische Stilelemente, wie Straßenlaternen oder eine Uhr mit meteorologischer Station, zeigten den typischen Stil.